Getrennt durch die Entfernung, geeint durch die Solidarität

Besuch in der Partnerstadt Masatepe/Nicaragua

„Separados por la distancia, unidos por la solidaridad”, so beschrieb Profesor Domingo auf einer Versammlung in der Sekundarstufenschule im Ortsteil San José die Beziehung zwischen dem Kreis Groß-Gerau und Masatepe / Nicaragua sowie zu seiner Schule. Anlass war der Besuch aus Deutschland durch die Vorstandsmitglieder des „Partnerschaftsvereins Kreis Groß-Gerau – Masatepe/Nicaragua“, Jürgen Schüpke und Heiner Friedrich. Ziel ihrer Reise war es, die Kontakte zu vertiefen, verwirklichte Entwicklungsprojekte anzuschauen und neue vorzubereiten. Und es gab gleich eine ganze Reihe von größeren und kleineren Projekten, mit denen sie befasst waren.

Zu Schuljahresbeginn, in Nicaragua Anfang Februar, wurden wieder wie in fast jedem Jahr Schulmaterialien für besonders bedürftige Kinder und Schulen in benachteiligten ländlichen Bereichen gespendet. In vielen Familien fehlt es an einfachsten Dingen: Die Kinder haben keine Stifte, keine Schulhefte, kein Papier, keine Mal- und Bastelsachen. „Häufig muss ich diese Materialien aus meiner eigenen Tasche bezahlen, damit wir überhaupt arbeiten können,“ so eine Lehrerin. In 10 ländlichen Vor- und Grundschulen wurden die Materialien im Wert von insgesamt 2.000 Dollar verteilt, von Mitgliedern der Partnerorganisation „Asociación de Amistad“ zusammen mit Jürgen Schüpke.

Die „Fundación Luisa Mercado“ ist in Masatepe eine herausragende Kulturinstitution. Sie bietet Musikunterricht, Kurse in Tanz, Malerei, es existiert ein Chor, eine Bücherei mit Arbeitsplätzen, es treffen sich Yoga-Gruppen und es gibt immer wieder kulturelle Veranstaltungen. Freiwillige aus dem Kreis Groß-Gerau haben den Musikunterricht unterstützt. Jetzt benötigte die Fundación dringend ein zweites Klavier, um den Unterricht dem Bedarf entsprechend ausweiten zu können. Außerdem bat sie um Unterstützung bei den monatlichen Ausgaben für Wasser und Strom, die eigenen Mittel reichen dafür im Moment nicht, und für die Renovierung einer defekten Mauer. Wir konnten diese Wünsche mit einer Spende erfüllen, das Klavier, für 1.000 Dollar gebraucht erworben, wurde im Februar übergeben.

Poesie hat im gesellschaftlichen Leben Nicaraguas eine beneidenswert hohe Bedeutung. Es vergeht kaum eine Festlichkeit, Schulveranstaltung oder dergleichen, bei der nicht mit großer Hingabe Gedichte vorgetragen werden. In Masatepe besteht ein „Círculo Literario“ von Menschen, die selbst Gedichte und Kurztexte verfassen, immer wieder gibt es gut besuchte literarische Präsentationen, einige dieser Dichter haben bereits auf nationaler Ebene Preise erhalten. Diese Gruppe ist an den Partnerschaftsverein herangetreten mit der Bitte um Finanzierung einer Anthologie, einer Gedichtsammlung mit Werken von Dichtern aus Masatepe, beginnend mit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis zu jungen Schriftstellern des 21. Jahrhunderts, damit diese Werke im Kulturleben präsent bleiben. Der Partnerschaftsverein hat seine Unterstützung zugesagt, die Gedichtsammlung ist im Druck.

Das Colegio Bautista, eine Grundschule mit 200 Kindern von der 1. – 6. Klasse, erhielt aufgrund einer Spende des Partnerschaftsvereins in Höhe von 4.500 Dollar neue sanitäre Anlagen, zudem wurde die Überdachung im Eingangsbereich ergänzt. Wie sich die Besucher aus Groß-Gerau überzeugen konnten, waren die bisherigen Toiletten aus hygienischen Gründen untragbar geworden. Für die Gesundheit der Kinder ist dies von zentraler Bedeutung. Die Installationen konnten in diesen Tagen fertiggestellt werden

Besonders wichtig war den Besuchern aus Groß-Gerau der Besuch von „Angelitos por Siempre“, einer Therapieeinrichtung für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Sechs Therapeutinnen arbeiten hier und bieten für fast 200 Patienten kostenlos Therapien in Psychologie, Logopädie und Physiotherapie. Die Einrichtung ist einzig in ihrer Art und hat längst über Masatepe hinaus einen hervorragenden Ruf. „Dank zahlreicher Spender für diese Therapieeinrichtung können wir einen Teil der Therapeuten, den Nachtwächter, die Transportkosten für die Kinder sowie immer wieder notwendige Reparaturen und Materialien bezahlen. Wir konnten uns in vielen Gesprächen mit den Therapeutinnen und Eltern von der Qualität der dort geleisteten Arbeit überzeugen. Es ist uns ein besonderes Anliegen, dass diese Arbeit fortgeführt werden kann“, so Heiner Friedrich, der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins.